Sie sind vor langer Zeit als Migranten aus den wärmeren Regionen der alten Welt in Deutschlands Gärten gebracht worden und seitdem nicht mehr daraus wegzudenken: Lavendelarten vom Mittelmeer reisten schon im Gepäck der ersten christlichen Mönche mit, um hier ihren Platz in klösterlichen Kräutersammlungen einzunehmen. Die ganzjährig attraktiven, graulaubigen Sträucher mit ihren duftenden Blütenkerzen sind trotz ihrer Herkunft zuverlässig winterhart. Voraussetzungen dafür: Sonniger Stand und durchlässiger, magerer Boden.
Wir verwenden sie heute vor allem als Zierpflanzen, aber sie werden bis auf den heutigen Tag als Nutzpflanzen im großen Stil angebaut – vor allem für die Parfümindustrie und pharmazeutische Zwecke. Ihr Duft vertreibt Kleidermotten – eine Tatsache, die schon von den Urgroßmüttern genutzt wurde. Das Säckchen mit Lavendelblüten ist noch heute beliebtes Utensil im Wäscheschrank. Die aromatischen Blätter des Lippenblütlers lassen sich als Gewürz in mediterranen Gerichten verwenden. Ein heißes Bad mit Lavendelduft ist nach einem stressigen Arbeitstag die beste Medizin zur Entspannung.
In den neuerdings so beliebten Kiesbeeten sind alle Arten ganz an ihrem Platz. Einmal eingewachsen, ertragen sie sogar wochenlange Trockenperioden ohne Schaden. Um ein Beet mit derartigen Überlebenskünstlern braucht man sich auch bei einem mehrwöchigen Urlaub keine Sorgen zu machen. Was die Gattung heute noch anziehender für begeisterte Gärtner macht, ist die Anzahl neuer Züchtungen mit unterschiedlich gefärbten Blüten. Lavendelblau – das ist nur noch eine Tönung im immer breiteren Farbspektrum von Lavandula.
Viel Neues von einer alten Kulturpflanze
Es sind übrigens meist Auslesen des echten Lavendels, Lavandula angustifolia, die im Mittelpunkt gärtnerischen Interesses stehen. Die Blütenfarben umfassen das gesamte kühle Farbspektrum vom dunkelsten Blau, über violette und rosa Töne bis zum reinen Weiß.
Letzteres findet sich in der neuen Sorte 'Arctic Snow'. Von Juni bis August schmückt sich der 40 Zentimeter hohe Strauch mit schneeweißen Duftkerzen, die übrigens unwiderstehlich auf Bienen und Hummeln wirken. Wer Lavendel, ganz gleich welchen, in den Garten pflanzt, sorgt damit für Nahrung dieser nützlichen Insekten. Auch Schmetterlinge lieben ihn und bringen so zusätzlich Farbe in die Gartenwelt.
Lavandula 'Blue Cushion' heißt eine blaublütige Neuheit, die mit nur 30 Zentimetern Höhe ein kompaktes Kissen bildet. 'Hidcote Pink' zeigt im Juli und August bläulichrosa Blüten in einem halben Meter Höhe. Violette Blüten über ausgeprägt grauem Laub sind Kennzeichen von 'Melissa Lilac'. Die neue Züchtung blüht im Juni und Juli und wird ebenfalls 50 cm hoch. 'Miss Katherine' ist eine mit 70 Zentimetern hoch gewachsene, auch noch junge Sorte, deren intensiv lilarosa Blüten über dem graugrünen Blattwerk im Juli und August ihren Duft verströmen. Drei weitere Neuheiten verdienen es, ausprobiert zu werden: 'Peter Pan', ein mit 35 Zentimetern kompakt bleibender "ewiger Junge", präsentiert dunkel-blauviolette Blüten im Juni und Juli. Lavendel 'Siesta' wird gleichfalls nur bescheidene 35 Zentimeter groß und blüht dunkelblau im Juli und August.
Alle bisher genannten Sorten entstanden aus Lavandula angustifolia, dem echten Lavendel. Der letzte Lavendel-Vorschlag ist dagegen eine neue Züchtung von Lavandula x intermedia, der Kreuzung zwischen echtem und breitblättrigem Lavendel Lavandula latifolia. In Frankreich trägt dieser Hybride den Namen "Lavandin" und wird im großen Stil für die kosmetische Industrie angebaut. Die neue Lavandin-Selektion heißt 'Fragrant Memories', ist 40 Zentimeter hoch, blüht blau von Juli bis August und schmückt sich ganzjährig mit feinen Silberblättchen.
Wer ein paar Blüten für Lavendelsäckchen trocknen möchte – auch diese Neuheiten duften typisch und sind als Mottenschreck geeignet. Damit die kleinen Sträucher kompakt bleiben und nicht vorzeitig "vergreisen", das heißt, sparrig und unansehnlich werden, empfiehlt sich ein Rückschnitt im Frühjahr. Ach, noch ein Hinweis zum Schluss: der alte Rat, Lavendel zu Rosen zu pflanzen – vergessen Sie's! Rosen brauchen Nährstoffe, Lavendel liebt es mager. Und die Läuse lassen es sich trotz duftender Nachbarschaft auf Ihren Rosen gut gehen…